Anerkennung von Sachverständigen
Verschiedene Arten der Anerkennung
Im Schadensfall ist es entscheidend, schnell den richtigen Sachverständigen zu finden.
Wie jedoch qualifizierte von unqualifizierten Sachverständigen unterscheiden?
Woher wissen, was bei der Auswahl wirklich wichtig ist?
Mit dieser kurzen Übersicht helfen wir Ihnen aus dem Dschungel an anerkannten, zertifizierten und bestellten Sachverständigen den richtigen zu finden.
Da es für Sachverständige kein staatlich geregeltes Berufsbild gibt, kann man professionelle Sachverständige nur über die Qualifizierungsorganisation unterscheiden. Jeder Sachverständige muss über eine überdurchschnittliche Qualifikation sowie eine mehrjährige Berufserfahrung verfügen. Die Sachverständigen lassen sich grob in fünf verschiedene Gruppen einordnen.
- Staatlich /amtlich anerkannte Sachverständige
- Zertifizierte Sachverständige
- Öffentlich bestellte Sachverständige
- Verbandsanerkannte Sachverständige und
- Sonstige Sachverständige
1. Staatlich oder amtlich anerkannte Sachverständige
werden in bestimmten Fachbereichen (z.B. im baulichen Brandschutz) von zuständigen Landesbehörden ernannt. Sie übernehmen, wie auch die amtlich anerkannten Sachverständigen, hoheitliche Aufgaben, die meist die Wahrung der allgemeinen Sicherheit zum Ziel haben. Diese Art von Sachverständigen gibt es jedoch nur in einigen wenigen sicherheitsrelevanten Bereichen.
2. Zertifizierte Sachverständige
sind Sachverständige, die von einer akkreditierten Zertifizierungsstelle gemäß ISO/IEC 17024 zertifiziert wurden. Hierbei handelt es sich um die einzige Art der internationalen Anerkennung. Die Unabhängigkeit der Zertifizierungsstelle, deren kontinuierliche Überwachung durch eine anerkannte Akkreditierungsstelle, sowie die regelmäßige Überwachung der zertifizierten Personen und Prüfer, macht die Zertifizierung einzigartig. Bei Experten, wie Dr. Hans Otto Sprengnetter, gilt sie als weitreichender als die öffentliche Bestellung (Quelle: Das Grundeigentum Nr. 21/2011 Öffentliche Bestellung versus Zertifizierung nach ISO/IEC 17024).
Daneben wird die “Zertifizierung” als gesetzlich nicht geschützter Begriff auch von Anbietern verwendet, welche keine oder nur geringe Anforderungen an die zu zertifizierenden Personen stellen. Insofern ein Sachverständiger mit einer bestimmten “Zertifizierung” wirbt, sollte der Wert derselben daher immer genau überprüft werden. Ein Sachverständiger, der ein Zertifikat vorweisen kann ist noch lange kein nach DIN EN ISO/IEC 17024 zertifizierter Sachverständiger. Ebenfalls sollte eine Zertifizierung, die durch eine nicht akkreditierte Zertifizierungsstelle ausgesprochen wurde, kritisch untersucht werden.
3. Die öffentliche Bestellung
nach § 36 GewO ist in Deutschland einzigartig. Zuständig für die Bestellung sind die Kammerorganisationen, die weitgehend autark über die Prüfungsmodalitäten entscheiden. Eine Überwachung der Kammern, der Prüfer oder der Prüfverfahren erfolgt nicht von externer Stelle. Eine regelmäßige Überwachung der Sachverständigen findet nur teilweise statt. Daher hat die EU 2009 durch die Implementierung der DIN EN ISO /IEC 17024 dem Monopol der Kammern ein Ende bereitet. Bis heute ist die öffentliche Bestellung jedoch immer noch die in Deutschland bekannteste Art der Qualifizierung.
4. Verbandsanerkannte Sachverständige
werden über einen Berufsverband ernannt. Die Voraussetzungen sind sehr unterschiedlich und in den seltensten Fällen Dritten gegenüber transparent. Hier ist es wichtig die Stellung des Verbands sowie die vom Verband durchgeführten Überprüfungen der Qualifikation, der Sachkunde und der Berufserfahrung zu prüfen. Geprüfte Sachverständige müssen über ihre Qualifikation eine Prüfung abgelegt haben, die auf ein ausreichendes Maß an Fachwissen schließen lässt.
5. Sonstige Sachverständige
sind meist sogenannte freie Sachverständige, die ohne Überprüfung und ohne spezielle Qualifizierungsmaßnahmen ihre Qualifikation nutzen, um Sachverständigengutachten zu erstellen. Da diese Sachverständigen keinerlei Regularien (Verhaltensregeln) und keiner Überprüfung unterliegen, ist es schwierig die Qualifikation und die Arbeitsweise zu beurteilen. Bei Meinungsverschiedenheiten gibt es keine Hilfestellung und keine offizielle Beschwerdestelle.
Annerkennung und Zertifizierung
Personenzertifizierung für Sachverständige
Seit 2011 kooperiert der Bundesverband Deutscher Sachverständiger mit einer unabhängigen Zertifizierungsstelle, die auch als Zertifizierungsstelle nach ISO/IEC 17024 akkreditiert ist und damit Sachverständige in Anlehnung an dieses Normenwerk zertifizieren kann.
Nutzen einer Zertifizierung nach DIN EN ISO/IEC 17024
Wer heute erfolgreich am Markt tätig werden möchte, steht vor der Herausforderung, seine Qualifikation und seine Kompetenzen glaubhaft darzulegen.
Wie qualifizieren Sie sich zum Sachverständigen?
Wer über eine fundierte Berufsausbildung sowie über eine mehrjährige Berufserfahrung verfügt, kann sich zum Sachverständigen qualifizieren. Eine Qualifikation im Sachverständigenwesen ist sowohl aus rechtlichen als auch aus haftungsrechtlichen Gründen dringend zu empfehlen.
Mit der richtigen Ausbildung ist eine seriöse und qualifizierte Tätigkeit sowie eine Anerkennung in der freien Wirtschaft und bei Gericht möglich.
Zertifizierungsnormen für Sachverständige
Auch in Deutschland können sich Sachverständige nach international anerkannten Normen /Regelwerken zertifizieren lassen und sich damit eine langfristige und fundierte Basis für ihre Gutachtertätigkeit schaffen.
Gerichte, Banken aber auch Unternehmen und private Auftraggeber legen zunehmend Wert auf eine Zertifizierung, um so eine weitreichende Anerkennung und Nachhaltigkeit der Gutachten zu garantieren.
Folgende Zertifizierungsnormen sind für den Sachverständigen möglich:
- Individuelle Zertifizierung
- Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001
- Zertifizierung durch eine nach ISO/IEC akkreditierte Zertifizierungsstelle
ISO/IEC 17024
Die europaweit anerkannte Personenzertifizierung auf der Grundlage der ISO/IEC 17024 ist heute eine der besten Kriterien um die Kompetenz eines Sachverständigen prüfen zu können.
Über die ISO/IEC 17024 ist es möglich, dass Qualifikationen und Anforderungen von Sachverständigen weltweit anerkannt und vergleichbar sind. Gerade deshalb nimmt diese Zertifizierung auch in Deutschland an Bedeutung zu. Aufgrund ihrer internationalen Anerkennung und Bedeutung geht man in Fachkreisen davon aus, dass diese Zertifizierung in einigen Jahren auch die öffentliche Bestellung ablösen wird.
ISO 9001
Seit ihrer Einführung im Jahre 1987 ist die ISO 9001 heute die weltweit bekannteste und meist akzeptierte Norm im Bereich Qualitätsmanagement.
Über 1.2 Millionen Unternehmen sind bereits zertifiziert. Experten gehen davon aus, dass sich die Zahl der nach ISO 9001 zertifizierten Unternehmen in den nächsten zwei Jahren verdoppeln wird, da diese die Einhalt des Standards zunehmend auch von ihren Lieferanten und Dienstleistern erwarten.